Pudelwohlblog

5 Jahre Lucky – DER Pudel

Wie schön, dass du geboren bist…

Pudel Lucky hat Geburtstag

Manchmal frage ich mich ja schon, was mit Frauchen los ist… Statt dass sie meinen Geburtstag einfach mit mir und einer Riesen-Fleischwurst feiert, wird sie depressiv und denkt über mein Ende nach. Ob ich sie wieder aufmuntern kann? Lest selbst!

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Leben ohne Lucky?

Ich wache auf und habe wahnsinnige Kopfschmerzen. Setze mich langsam auf. Zum Glück steht noch ein Glas Wasser an meinem Bett. Schmerzmittel sind im Nachtschrank. Gut. Tablette einwerfen, abwarten.

Der Hund hat natürlich längst gemerkt, dass ich wach bin. Jetzt kann er es nicht mehr aushalten. Er kommt angerannt, stellt sich neben mein Bett. Sein Schwanz wedelt wie wild, sein ganzer Körper zuckt, die Ohren sind angelegt, er guckt mich an, fiept ein bisschen und JA, ich erlaube ihm, auf mein Bett zu springen. Er freut sich unbändig, schmiegt sich an mich, versucht meine Hände abzulecken (erlaube ich nicht) und kann vor lauter Freude kaum noch atmen. Endlich wieder bei Frauchen. Die lange, grauenvolle, einsame Nacht ist vorüber.

Ich freu mich auch, dass der Hund da ist, obwohl mir das durch die Kopfschmerzen etwas schwerer fällt, als ihm. Und dann, wie aus dem Nichts, tauchen sie plötzlich auf. Die Gedanken:

Was, wenn Lucky eines Tages nicht mehr kommt? Was, wenn ich morgens diejenige bin, die aufsteht und guckt, wo er ist? Wenn ich diejenige bin, die neben seinem Körbchen steht. Und was, wenn Lucky dann TOT ist?

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Mein hämmernder Kopf wird jetzt  noch von dunklen, quälenden Gedanken geplagt: Mein süßer, kleiner Lucky. Wie lange wird er noch bei mir sein?

 

Ab in die Tonne?

Bevor ich zu sentimental werde und mir die Tränen kommen, tut mein Gehirn mir den Gefallen und lässt mich ganz praktische Fragen zum Thema durchdenken:

Wohin eigentlich mit der Leiche, wenn ich sie im Körbchen finde? In den Biomüll? Darf ich eine Tierleiche so entsorgen? Fleischreste dürfen da ja rein. Sowohl gekocht, als auch roh – glaube ich. Gilt eine Tierleiche als rohes Fleisch? Eher nicht, oder? Aber davon mal ab: Könnte ich das? Mit Lucky ein letztes Mal vor die Tür. Letzter Halt schon an der Tonne, an der er sonst immer so gern schnupperte. Deckel auf, Hund rein, Deckel zu. Und dann – je nach Todeszeitpunkt – würde ich noch bis zu 14 Tagen meine Kartoffelschalen, die Kaffeefilter und womöglich auch das nun nicht mehr benötigte Trockenfutter auf ihn werfen.

NEIN. NIEMALS. VÖLLIG UNDENKBAR.

Ob erlaubt oder nicht, den Hund in den Biomüll zu werfen ist absolut UNVORSTELLBAR.

Zurück zur Natur?

Nächste Idee. Im eigenen Garten vergraben. Hinten in der Ecke unter den Tannen. Das hätte doch was. Obwohl ich zu wissen glaube, dass das ganz sicher verboten ist. Hatte ich nicht mal irgendwas von Leichengift und Grundwasser gelesen? Aber trifft das auf unseren Garten zu? Wohin läuft unser Regenwasser mit allen möglichen Stoffen, die es bei uns in der Erde aufnehmen könnte? Würde ein toter Hund dem Grundwasser Gifte in nennenswerter Höhe zuführen? Schließlich handelt es sich bei Lucky  nicht um einen Elefanten, sondern um einen Zwergpudel.

Falls es erlaubt sein sollte: Braucht es dann ein Behältnis? Einen Sarg? Eine Kiste? Einen Schuhkarton? Muss ich in den nächsten Tagen mal rausfinden. Und dann wäre noch die Frage zu klären, was mit dem Platz über dem Grab geschieht: Vielleicht Tulpen einsetzen? Lieber was dauerhaftes? Rasen scheidet auf jeden Fall aus, ich will nicht ständig über meinen Hund trampeln.

Mein Hirn überlegt trotz aller Kopfschmerzen munter weiter: Könnte ich den toten Hund nicht auch einfach irgendwo im Wald ablegen? Dann müsste er doch problemlos in einen natürlichen Kreislauf eingehen. Füchse sterben ja vermutlich auch irgendwann einmal und für die wird auch keine Beerdigung inszeniert. Wenn also ein toter Fuchs einfach so im Wald liegen bleiben kann, müsste das doch auch für einen Hund gelten – zumal Lucky und ein Fuchs sich in Größe, Farbe und Gewicht kaum unterscheiden.

Allerdings: Sowohl Fuchs, als auch Hund hinterlassen natürlicherweise Endprodukte ihrer Verdauung. Während die des erstgenannten bleiben dürfen, wo sie fallen, muss ich die des Hundes mittels Plastiktüte dem Restmüll zuführen. (NEIN! Den Gedankenschlenker über die Entsorgungsmöglichkeit Restmüll verbiete ich mir. Es gelten meine Ausführungen zum Biomüll in verschärfter Form).

Und eigentlich möchte ich meinen Hund auch gar nicht im Wald ablegen. Mein armer kleiner Lucky einsam und allein im dunklen Wald? Wer weiß, was Füchse und/oder andere Tiere dort mit ihm veranstalten. Nee, keine Option.

Lucky bestatten?

Also was dann? Welche Alternativen gibt es denn noch so?  Tierfriedhof? Davon habe ich schon gelesen, es aber bislang als eher was für „völlig Spinnerte“ abgetan. Und auch, wenn ich jetzt versuche, mich dieser Idee zu öffnen, bleibt die Vorstellung, eine richtige Beerdigung zu veranstalten und hinterher Lucky Blumen oder Leckerchen ans Grab zu bringen, doch zu skurril. Zudem besuche ich schon keine toten Menschen an ihrem Grab, dann werde ich das bei meinem Hund vermutlich erst recht nicht machen. Mal ganz abgesehen von der Kostenfrage. Egal. Ist sowieso nichts für mich.

Vom Tierfriedhof ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zur nächsten Variante: Den Hund mit ins eigene Grab nehmen? Klingt noch schriller, fühlt sich aber interessanterweise tatsächlich besser an. Und mit dieser Idee befinde ich mich ja in bester Gesellschaft. Schon Friedrich der Große wollte am liebsten neben seinen Hunden beerdigt werden. Und auch wenn es über 200 Jahre gedauert hat: Heute liegt er ganz in der Nähe seiner Hunde, wie man in Potsdam am Schloss Sanssouci sehen kann.

Also dass ich mich mal mit dem Alten Fritz vergleiche, das hätte ich bis gestern nicht geglaubt. Ein bisschen gewagt ist das ja schon. Ich stelle mir gerade vor, ich würde bei der örtlichen Friedhofsverwaltung anrufen und fragen, ob es möglich ist, bereits heute ein Grab für mich zu kaufen, das ich bis zu meinem eigenen Ableben jedoch ausschließlich für meinen Hund nutzen möchte. Ich fürchte, es bestünde durchaus die Gefahr, nach einem solchen Ansinnen bereits heute von meinem Hund getrennt untergebracht zu werden. Also besser nicht…

Nur mal so als Zwischenfrage: Was macht eigentlich die Queen als bekennende Hundeliebhaberin mit ihren verstorbenen Lieblingen?

Mittlerweile sehe ich den Hund neben mir doch schon sehr verschwommen. Und meine Schrift verläuft merkwürdigerweise an der einen oder anderen Stelle. Gut, dass das nachher keiner mehr sieht, wenn ich den Text am PC noch mal abschreibe. So langsam ist es gut. Ich könnte zur Aufmunterung ein paar nette kleine belanglose Gedanken brauchen. Mir reicht es jetzt.

Alles ist möglich

Mein Hirn hingegen ist in voller Fahrt und lässt sich nicht stoppen. Der nächste Vorschlag kommt, ausgegraben aus der hintersten Ecke meines Supercomputers. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich erstmals davon gehört habe, aber ja, es gibt auch Diamanten, die aus Hunden oder anderen Haustieren gepresst werden. Das läuft dann – glaube ich – so ab, dass das tote Tier im Krematorium verbrannt wird und aus der Asche dann unter sehr hohem Druck, ein „Diamant“ gepresst wird. Wenn ich mich richtig erinnere, hieß es in der diesbezüglichen Werbung, dass der Charakter des Hundes durch eine ganz individuelle Färbung des Edelsteins sichtbar werde. Wäre das nicht was? Lucky als Anhänger an einer Kette um den Hals, möglicherweise könnten zu diesem Zweck noch Leine und Halsband recycelt werden. Also ich weiß nicht. Das ist doch nun wirklich sehr skurril. Ich bin mir nicht sicher, was ich über Menschen dächte, die mir stolz erzählten, dass der fabelhafte Schmuckstein bis vor 14 Tagen noch die geliebte Schäferhündin gewesen sei.

NEIN, auch das geht auf keinen Fall. Lucky ist zwar sicher einer meiner best friends, aber diamonds hätte ich lieber aus einem anderen Grundstoff.

Nur einen ganz kleinen Schlenker machen meine Gedanken in Richtung „klassische“ Entsorgung über Tierarzt und Tierkörperbeseitigungsanstalt. Hab keine Vorstellung davon, klingt aber ziemlich pietätlos und eher nach Müllabfuhr. Irgendwie will ich das auch nicht. Auch wenn mir klar ist, dass der Hund es dann weder weiß, noch spürt und es sich nur noch um seinen toten, verwesenden Körper handelt. Trotzdem. Dass mein Hund am Ende wie Abfall behandelt werden soll, das fühlt sich auch nicht richtig an.

Und noch eine Möglichkeit geht mir durch den Kopf (die Qual der Wahl eben). Noch etwas exotischer, wie ich finde und sicher auch nicht ganz billig, aber: Ich könnte Lucky natürlich auch ausstopfen lassen. Dann könnte ich ihn weiterhin sehen, sein weiches Fell streicheln, in seine Augen – NEIN, in diese Augen möchte ich dann doch lieber nicht mehr schauen. Lucky als Präparat, das geht auf keinen Fall.

Mehr zum Thema fällt mir nun wirklich nicht mehr ein. Mein Hirn ist ruhig geworden, allerdings habe ich bei allem Nachdenken keine Lösung gefunden. Keine der mir eingefallenen Möglichkeiten kommt in Frage. Was also tun im Fall des Falles? Ich weiß es nicht. Hoffentlich habe ich noch lange Zeit, mich mit dem Problem auseinander zu setzen. Allerdings: Luckys Mutter ist schon im Alter von 6 Jahren gestorben. Das mag ich jetzt aber gar nicht an mich ranlassen. Ein Leben ohne ihn kann ich mir derzeit einfach nicht vorstellen.

Jetzt erst mal feiern

Die Erinnerung an Luckys Mutter lässt nun andere Rädchen in meinem Kopf rattern. Moment mal, ist heute nicht der 7. Mai? Doch. Richtig. Heute ist der 7. Mai 2016. Das ist doch Luckys Geburtstag! Er wird fünf! Wieso mache ich mir nun ausgerechnet an diesem Tag völlig irre Gedanken über diverse Beisetzungsarten, statt einfach mit dem Hund zu feiern?

Plötzlich sind die Kopfschmerzen weg. Ob vor Freude oder weil die Tablette ihren Dienst getan hat, lässt sich nicht sagen, ist ja auch egal. Jetzt erst mal Gassi gehen mit dem Hund, sich über die bisherigen gemeinsamen fünf Jahre freuen, sich auf hoffentlich noch mindestens 3 x 5 weitere Jahre mit ihm freuen und wieder in die hinterste Schublade meines Hirns verpacken, dass der Hund vielleicht nicht so lange leben wird wie ich.

Über seinen Tod und alles, was damit zusammen hängt, mache ich mir ein andermal wieder Gedanken. Heute puste ich fünf Kerzen aus und wünsch mir was.

Danach sing ich ihm ein Lied…

 

 

 

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